Weinberg-Kapelle „St. Urban I.“

(Quelle: 30 Jahre Winzer-Stammtisch Ahrweiler-Walporzheim / Winzer- und Weinbruderschaft e.V.)

Die Winzer- und Weinbruderschaft, die sich in ihrer Satzung u.a. zur Pflege der Weinbautradition und Weinkultur verpflichtet hat, ist gerade in letzter Zeit herausgefordert. Eine Reihe von Verbänden die sich dem Naturschutz verpflichtet fühlen, erheben den Vorwurf, die Winzer würden nur gewinnbezogen Denken und Handeln. Doch gerade der Winzer, der in der Natur arbeitet und von Umweltbedingungen stark abhängig ist, muss mit den natürlichen Produktionsfaktoren pfleglich umgehen. Trotz Einsatz von umwelt­schonenden Präparaten bleiben ihm Risiken, die er auch mit modernster Technik nicht beeinflussen kann.

Wieviel schlimmer war es daher, als moderne Pflanzenschutzmittel noch nicht zur Ver­fügung standen und Heerscharen von tierischen Schädlingen und Pilzkrankheiten über die Wein­berge herfielen. So war und ist es nicht verwunderlich, dass alle in der Natur Produzierenden, zur Abwehr von Schädlingsplagen und Witterungsunbilden sich der Hilfe Gottes zu versichern suchen. Was lag näher, als sich an Schutzheilige zu wenden, um durch ihre Fürbitten vor den Gefahren gefeit zu sein. Daran hat sich bis heute nichts geändert. So lag auch der Gedanke nahe, im Zuge der Flurbereinigung eine Kapelle zu errichten. Diese sollte dem Heiligen Papst Urban I. (222 – 230) geweiht werden, der in vielen Weinregionen als Schutzpatron der Winzer, des Weines, der Weinberge und Küfer verehrt wird. Er soll schützen vor Frost, Unwettern und Blitzen.

Nach mehreren Vorgesprächen, über die Errichtung einer Stätte der Besinnung und Andacht, nahm die Idee 1992 langsam Gestalt an. Der zweite Vorsitzende Norbert Görres unterbreitete in einem Gespräch den Vorschlag, in den Weinbergen eine Kapelle zu er­richten.

Die Verhandlungen mit dem Architekten Willi Grohs führten zum Erfolg. Ein erster Entwurf fand die Zustimmung des Vorstandes. In der Mitgliederversammlung am 31. Juli 1992 wurde das Vorhaben und der Entwurf vorgestellt und fand auch hier große Zustimmung.

Parallel dazu wurde nach einem geeigneten Standort gesucht. Mit der Stadtverwaltung stand die Bruderschaft in Kontakt und wurde für ihr Vorhaben von Bürgermeister Rudolf Weltken und Verwaltung konstruktiv unterstützt. Der Bauplatz auf dem alten Bahndamm, wurde als idealer Standort gefunden, den die Stadt uns zur Verfügung stellte.

Der erste Spatenstich erfolgte am 2. Dezember 1993 durch Bürgermeister Rudolf Weltken und dem Vorsitzenden Heinz Bieder im Beisein von Pastor Mettel, seinem Amtsbruder Pfarrer i.R. Warnecke, dem Architekten Willi Grohs, vom Kulturamt Herr Schumann, von der Teilnehmergemeinschaft Hubert Knieps und dem Vorstand der Bruderschaft.

Unser Architekt Willi Grohs hat einen hervorragenden Bauplan entworfen, der nicht nur bei unseren Mitgliedern, sondern auch bei der Bevölkerung große Zustimmung fand.

Der Baubeginn hat sich dann leider sehr verzögert, da die Besitz­ein­weisung sehr lange auf sich warten lies. Eine entsprechende Ersatzfläche war nicht verfügbar.

Am 8. Juni 1994 feierte Norbert Görres, 2. Vorsitzender der Bruderschaft, seinen 60, Geburtstag. Er beging diesen Tag mit seiner Familie und einem großen Kreis von Freunden und Bekannten. Er stellte diesen Tag ganz in den Dienst der Winzer- und Weinbruderschaft, indem er an Stelle von Geschenken um eine Spende zur Errichtung der geplanten Weinbergskapelle bat.

Am 20. Februar 1995 war es so weit. Mit dem Bau konnte endlich begonnen werden.

Der Bau wurde zügig fortgeführt. Die ausführende Firma war der Wasser- und Bodenverband. Er wurde tatkräftig unterstützt von Mitgliedern und Winzern, die Erfahrungen im Bauhandwerk haben.

Das Mauerwerk der Kapelle wurde mit Bruchsteinen ausgeführt, damit sie sich harmonisch in die Landschaft einfügt.

Der Termin der Grundsteinlegung rückte näher. Am l7. März 1995 war es soweit. Bei kaltem, windigem Wetter hatten sich zahlreiche Gäste eingefunden, so Pastor Josef Mettel, die Gebiets­wein­königin Andrea Schreier, die Burgundia Stefanie Koll, Landrat Joachim Weiler, Bürgermeister Edmund Flohe, Ortsvorsteher Helmut Gies und weitere Freunde und Gönner der Winzer- und Weinbruderschaft. In den Grundstein wurde eine Kupferkapsel eingemauert, die neben der von den Anwesenden unterzeichneten Urkunde, den Bauplan, einen aktuellen Bericht über die Winzer- und Weinbruderschaft, die Situation des Weinbaues und der Winzer, Geldmünzen, gültige Postwertzeichen und Tageszeitungen enthält.

Das Richtfest fand am 9. Juni 1995 statt. Die Weihe der neuen Kapelle erfolgte am Erntedank-Sonntag, dem 1. Oktober 1995. Zum 1. Kapellenfest am 6. Oktober 1996 beehrte uns der Bischof von Trier, Dr. Herman Josef Spital, mit seinem Besuch. Am 14. Januar 1997 stiftete Dipl. Ing. Heinz Florack, Bauunternehmung Heinsberg, der Bruderschaft die historische Kelter aus dem Jahr 1794. Sie wurde noch am gleichen Tag neben der Kapelle aufgestellt.